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Das halbe Leben ganz







    Herausgeberinnen:

    Gudrun Apel
    Ulrike Böttcher
    Judith Franke
    Maria Forker
    Christa Hegewald
    Dr. Hansi-Christiane Merkel
    Andrea Siegert
    Simone Urbank
    Dr. Angelika Weirauch

    ISBN 978-3-937772-36-3

    Preis: 18,90 €

    Erinnern, erzählen, schreiben – oft ein mühsamer, in unserem Fall aber vorwiegend lustvoller Prozess. Die Lust an der Begegnung, am Teilen gemeinsamer Erfahrungen, am Wiedererkennen und neu Entdecken – das war es, was uns getragen und immer wieder neu motiviert hat. Sicher, Begegnungs-und Erzähllust sind das eine, etwas anderes ist es, sich der eigenen Lebensgeschichte zu stellen, Erlebtes und Ungelebtes zu hinterfragen und die damit verbundenen Gefühlsspuren zu verfolgen und auszuhalten. Möglich wurde dies durch die Empathie der Gruppe und die Bereitschaft, sich auf die biografischen Erfahrungen jeder einzelnen in ihrer Komplexität und Verschiedenheit einzulassen. Es liegt auf der Hand, dass sich im Prozess des reflektierenden Austauschs schöne und schwierige Momente ergaben, überraschende, berührende und bestürzende, aber auch solche, in denen wir der Erdenschwere von allzu viel Erinnerungslast ein großes, befreiendes Lachen und unsere ganze Lust am gemeinsamen Vorhaben entgegensetzen konnten. Als wir neun Dresdnerinnen uns auf Initiative von Hansi–Christiane Merkel zur Erzähl- und Schreibgruppe fanden, stand neben vielen anderen verbindenden Elementen eine wesentliche biografische Gemeinsamkeit im Mittelpunkt: Unser Leben in der DDR. Von frühester Kindheit an bis ins mittlere Erwachsenenalter bildete dieses Land den Rahmen, in dem wir uns entwickelten, Prägungen erfuhren, Pläne verwirklichten oder aufgeben, Begrenzungen wahrnahmen und – jede auf ihre Weise – manchmal überwanden. Grob gerechnet ist es die Hälfte unserer bisherigen Lebenszeit, die sich untrennbar mit der Geschichte der DDR verknüpft, aber auch nicht auf diesen Kontext reduziert werden kann. Wie wir geworden sind, was unsere Kindheit prägte, wovon wir träumten, wem wir uns verbunden fühlten, was uns trug, antrieb und politisch bewegte – all diesen Fragen nachzuspüren, erwies sich als ebenso herausfordernder wie erkenntnisreicher Prozess, denn ungeachtet der gemeinsamen Sozialisationserfahrungen trat dabei ein Kontrastreichtum zutage, der uns manchmal selbst erstaunte. Von einer Gleichförmigkeit der Lebenswege, wie sie der DDR–Biografie oft unterstellt wird, kann keine Rede sein. Die hier versammelten Texte sind biografische Streiflichter, die Persönliches erzählen. Was sie miteinander verbindet, ist der mal gelingende, mal scheiternde Anspruch, einem vorgestanzten Lebensmuster eigene, von der Uniformität abweichende Entwürfe entgegenzusetzen und dafür auch unbequeme Lösungen in Kauf zu nehmen. Umwege und Nebenwege, kleine Fluchten und große Brüche – letztendlich sind wir uns einig, dass gerade sie es sind, die es ermöglichen, trotz aller Einschränkungen auf eine Zeit voller Intensität und Lebensfülle zurück zu blicken. Als wir begannen, uns gegenseitige unsere Erinnerungen zu erzählen und erste Texte vorzulesen, lag der Gedanke ans Veröffentlichen noch in weiter Ferne. Plausibel erschien er uns, als klar wurde, dass unsere Erinnerungen, jenseits von Verteufelung und Verklärung nicht nur zur Differenzierung eines klischeehaften DDR–Bildes beitragen könnten, sondern vielleicht auch dazu auffordern, den Blick auf die Werte einer demokratischen Gesellschaft im Erfahrungsraum der Gegenwart zu schärfen. Das wäre das Beste, was diesem Buch passieren könnte.

    Gern veranstalten wir Lesungen aus dem Buch! Bitte fragen Sie mich an zu allen Themen, für die es ein guter Einstieg sein könnte!